Sunday, February 6, 2011

Getting used to India


Lets get this thing startet. Round 2. Fight!

 Tempel vor meiner Haustuer




Kind benoetigt Geld.STOP.Essen teurer als gedacht.STOP.Milchshake 50c.STOP.Nutella 3€.STOP.Kokussnuss 30c.STOP.Befinde mich in Gewalt von islamistischen Terrorkaempfern.STOP.Ueberweist Geld auf mein Konto.STOP.Danke.STOP.

Fluss der Gerueche. Brodelnde Masse. Schwarzes Etwas. Gift der Industrie. Pest unserer Zivilisation….Ich glaub mit jedem dieser Titel haette Ich ein Buch anfangen koennen, ueber boese Machenschaften, fiese Intrigen, Korruption mit toedlichem Ausgang.
Dabei bin Ich gestern Nacht nur mit einem Motorrad unterwegs gewesen und konnte waerend der Fahrt mal so richtig tief durchatmen. Besonders aufgefallen sind die Ueberquerungen der Fluesse hier in Chennai. Es muss so eine Giftbruehe sein die dort vor sich hin brodelt. [Blasen steigen im schwarzen Wasser auf] Ich bin schon davor gewarnt worden auch nur in die Naehe des “Wassers” zu kommen. Der grosse Unterschied zwischen den Gewaessern in Deutschland und denen hier in Chennai (hoffentlich nicht ganz Indien) ist: man sieht unseren Fluss und riecht Ihn nicht. Hier sehe ich keine Fluesse, ich rieche sie nur. Vereinzelt waschen trotzdem Menschen ihre Kleidung in diesem Sumpf…
Dann erzeahlte mir Saskia, Ich solle doch mal mit meinem Fingernagel ueber mein Gesicht kratzen, nachdem Ich mit einem Motorrad gefahren bin. Ich wuerde mich wundern. Resultat: Schwarzes Zeug unter meinem Nagel. Ich wundere mich. Also wieviel von dem was Ich in den Fluesse sehe, ist schon in der Luft und Ich sehe es nicht? Ich stelle jetzt kein Foto von meinem Fingernagel ins Netz….
Sonst bin Ich nur mit Auto und AC unterwegs gewesen. Etwas (zu sehr) isoliert, wie Ich finde.

Schon mal nen Typen auf der Strasse kacken sehen? Ne?
Ich auch nicht. Das blieb mir bis jetzt noch erspart. Aber ich erwarte jeden Tag das Unerwartete.
Freitag, 04.02.11; Ich sah Ihn.

Vorgestern erzaehlte mir eine Freundin hier in Chennai eine unappetitliche Geschichte. (Ihr wollt doch solche schocker Stories, oder??) Also: Sie sitzt friedlich in einem Bus und faehrt von A nach B und wundert sich auf einmal, warum es in Ihr Fenster regnet. Sie schaut raus und sieht strahlend blauen Himmel. Dann vielleicht Kondenswasser? Neee, denkste. 2 Plaetze vor Ihr kotzt eine Frau aus dem Fenster. –  schoen.


Jetzt zu den chronologischen Vorgaengen hier in Chennai. Mal sehen ob Ich alles zusammen bekomme.
Vorletzer Mittwoch: Feiertag; Der Republik Day.
Nette Party von 9 bis 11 in meinem Krankenhaus Andrah Mahila Sabha. Mit Robot-Dance; Tanzchoreografien; Marschieren im (naja) Gleischschritt; Salutieren vor der Chefin des Krankenhauses; hissen der Flagge und Hand auf die Brust als die Nationalhymne erklingt. Dann noch ein paar Reden. Indien ist toll, Indien ist schoen. Indien ist gross. Indien ist vielseitig. Indien hat sich aus wirtschaftlicher Sicht in den letzten 61 Jahren enorm gewandelt. Von einem {Kolonial}Staat zu einem fuehrenden Staat in Technologie, Agrarwirtschaft, Produktion und Gleichberechtigung. Letzteres ist wirklich zu spueren und wird von mir sicherlich noch das ein oder andere Mal angesprochen. So.
Angeblich lebe Ich in der am weitest entwickelten Stadt Indiens. Chennai soll fuehrend in sehr vielen Dingen sein, was Kanalisation, Muellabfuhr, Polizei und Strassenverhaeltnisse betrifft. Merken tue Ich es nicht, was aber auch daran liegen mag, dass Ich in noch keiner anderen Stadt gewesen bin und deswegen darueber nicht urteilen kann. Wir werden sehen.
Zur Industrie Indiens: Fuer welchen Preis hat sich Indien weiterentwickelt? Wer musste zahlen damit <wir> diesen “hohen” Standart haben? Es ist in erster Linie die Umwelt. Dann die Tiere. Und nicht zu vergessen die Menschen Indiens. Es gibt immer noch sehr grosse Uhrwaldgebiete in Indien die von Indianerstaemmen bewohnt werden. Um die Wirtschaft voranzutreiben dringen grosse Industreunternehmen immer weiter in den Dschungel vor. Dabei wird selten ruecksicht auf die Rueckzugsgebiete dieser Menschen genommen. Um den Profit immer weiter zu maximieren werden staendig neue Resourcen benoetigt. Und nicht selten werden diese in “unbewohnten” Gebieten gefunden. Es ist einfach die Indios dort zu vertreiben.
  1. Da die Ureinwohner keine Grundstuecksurkunden fuer diese Gebiete vorweisen koennen, gehoeren sie offiziell dem Staat.
  2. Der Staat ist mehr an Wirtschaftswachstum interessiert und weniger an die Erhaltung und Pflege alter Indianerstaemme.
  3. Die haufig auch global agierenden Unternehmen betreiben starke Lobyarbeit und sind nur selten anderen Personen gegebenueber verpflichtet als ihren Aktionaeren.
Nicht selten kommt es in Waldgebieten zu Unruhen.  [Film]
Donnerstag: Normaler Arbeitstag.
Freitag: Normaler Arbeitstag. Dann Pizza gebacken. Hm…lecker. German Pizza indian style.
Samstag: Laptop fuer 17500 Rupies gekauft (60 Rupies ~ 1 Euro).
Dann mit Saskia zum Strand, um eigentlich kiten zu gehen. Leider war meine Ausnahmegenehmigung noch nicht durch (fuer alle gefaehrlichen Dinge brauche Ich eine Ausnahmegenehmigung) und deswegen konnte Ich nicht kiten gehen. Offiziell. Auch inoffiziell blieb es nur bei ein paar kleinen Spruengen am Strand. Dann lecker Essen bei der AFS Chefin am Strand und die Einladung fuer ein Konzert in der Stadt. Da Ich an dem Tag aber auch noch umgezogen bin, fiel das Konzert fuer mich flach. Also Ich wohne jetzt in einem kleinen Haus und mit einem Inder (28, ledig) in einem Zimmer. Wir teilen uns auch ein Badezimmer. Es gibt hier noch 2 x 2 Betten mit Badezimmer, welche aber noch nicht alle vergeben sind. Das Haus wird noch voller werden. Ich hab mir gerade meine Adresse hier geben lassen, sodass Ich jetzt Briefe verschicken kann. Ich wollte einfach nicht schreiben ohne Absender…Abends leeecker Chicken mit Chapati am Strand genossen; 3 Euro. Es ist einfach nicht so guenstig wie man zuerst denkt! Es kann sogar teurer sein als bei uns! Auch die beiden Hemden die Ich mir fuer meinen Job gekauft habe, kosteten jeweils 5 Euro.

Sonntag: Wir sind Europaeer.
Der Plan war es, kiten zu gehen. Als mich dann der Deutsche (Thomas, Jurist der eine deutsche Schule leitet) zum BBQ einlaed, kann Ich nicht “Nein (danke)” sagen. Es gibt den Luxus pur: Kuhfilet (JA! KUH) und alle erdenklichen Fruechte und Gemuese. Der Grill wird mit Benzin angezuendet und die leeren Bierflaschen landen hinter der Mauer…sein Muelleimer. Dann wird in den Fluten gebadet. Keine Inder. Das Meer gehoert uns. Nette Wellen. Beendet wird der Tag nicht mit noch mehr Bier, sondern mit einem leckeren Chaitee. Zuhause angekommen warten meine WG-Bewohner auf mich, den “Foreigner”. Ich lerne nen netten Typen kennen “Prakash” oder so. Wir teilen uns ein Zimmer. Danach fahre Ich mit “Aldi” und dem Motorrad zum Strand, essen Eis. Dann die Idee bowlen zu gehen. Schliesslich sind wir wieder am Anfang: bei der naechtlichen Motorradtour. Anschliessend Schischabar und Snacks. Very nice an cheep! Der Kreis schliesst sich.
Montag - Freitag ( 31.01. - 04.02): work work work
Ja Ich muss hier arbeiten. Ist mir diese Woche nochmal sehr deutlich geworden. Die Arbeit macht spass, ist aber auch sehr anstrengend. Gerade wenn man mal versucht jemanden etwas zu erklaeren (was ist das fuer eine Zahl...) und der Beteiligte nur von planes spricht. Aber Ich gebe nicht auf.
Abends kochen wir gemeinsam. Ich versuche meine gelernten Rezepte unter anderen Bedingungen zu kreieren. Was mir manchmal gelinkt. Habe fuer Pfannkuchen sogar einen Laden gefunden der Nutella verkauft! :D Ich lerne auch viel von den anderen Koechen bei uns im Gemeinschaftshaus. Unser Haus hat sich naemlich als Doppelhaushelfte (wie der Deutsche sehr schoen zu sagen pflegt) herausgestellt. In der anderen Haelfte des Hauses wohnen ebenfalls Junggesellen [5] mit denen mal viel spass haben kann.Auch dort sind Frauen nicht erwuenscht -.- ...wo sind die Frauen?... 
Als Ich Freitag Abend nach Hause kam, wurde Ich Zeuge der Weihung unseres Hauses: Die Waende jedes Zimmers wurden mit Wasser bespritzt und anschliessend wurde jeder Raum ausgeraeuchert. Ich fuehlte mich gleich viel wohler. Und das war auch gut so...nach einer Woche Arbeit und einigen Enttaeuschungen war Ich ziemlich gefrustet.... [Siehe dazu den Text am Ende]
Samstag: 7am. Frisbee am Strand. Einzige Moeglichkeit mal richtig Sport zu machen, denn sonst scheint es zu heiss. Nach 10 Minuten verliesen wir keuchend den Strand und erfrischten uns in unseren heiligen 4 Waenden. Anschliessend wieder Strand und kiten :) Essen, essen, essen und selber Essen kochen! Ich werde hier von einem Koch angelernt. Das gefaellt mir sehr. Da auch der Samstag Abend, ausser Konversationen mit Wein (ui Ich trinke an einem Samstag Alkohol, wie europaeisch... : ) und einem Spielfilm, nicht viel zu bieten hat, gehe Ich schon um 1 ins Bett. Die Umstellung ist immer noch hart. 
Sonntag: 7am Volleyball. Die Party rockt und hinterher wird wieder fleissig gebadet. Da Thomas noch einen 2. Kite mit Loechern hat, fangen wir an die Loecher zu flicken. Nach 3 Stunden in der Sonne bin Ich angenehm braun und der Kite startklar. Leider doch nicht so sehr wie wir hofften. Nach 3 Minuten in der Luft verliert er wieder ...aeh Luft und wir brechen ab! Schade! Also wieder baden und den Tag geniessen. Es ist jetzt 6pm und ich koennte nach meinem Mittagsschlaf schon wieder schlafen. Die Sonne nimmt einem die Kraft. Und doch: Wir haben Winter!!Ich mag mir den Sommer garnicht vorstellen.
Der Tag geht zu Ende und auch dieser Post. Wer bis hierhin gekommen ist, muss nicht fuerchten, dass jeder Post so lange wird. Ich hatte nun 7 Tage kein Internet und spass am schreiben. Ich hoffe es gefaellt!
Bis zum naechsten Mal, Nick


Pressefreiheit:
So. Ich wurde heute (ne, mittlerweile schon vor ein paar Tagen) darauf aufmerksam gemacht, dass Ich von AFS ueberwacht werde. “Was soll das denn bedeuten?” “Das bedeutet, dass AFS Leute in Indien und Deutschland sitzen hat, die meinen Blog und meine Facebookposts lesen.”
Ich solle also aufpassen was Ich im Internet poste. Denn es koennte passieren, das AFS mich nach Hause schickt, wenn Ich negativ ueber Indien schreibe. Ist das die Wahrheit oder moechte meine Teamleaderin hier in Chennai nicht, dass Ich negativ ueber Sie oder AFS hier in Indien berichte? Muss ich Angst vor Repressalien haben? Sollte Ich gewisse Dinge nicht erwaehnen? Hoer Ich auf zu posten? Sicher nicht. Ich werde weiter voll und ganz auf und ehrlich von der Front berichten. Meine subjektive Sicht der Dinge. So sehe Ich die Dinge am anderen Ende der Welt eben und da kann mir keiner dazwischen reden. Dafuer bin Ich zu alt und Deutschland zu weit weg. Ich kann meine Gedanken frei ins Internet uebertragen und ihr duerft/koennt daran teilhaben. Ihr muesst es ja nicht. Und es ist ja auch nicht so, dass Ich versuche Indien in ein negatives Licht zu ruecken. Ich versuche so weit wie moeglich meine Eindruecke 1 zu 1 wiederzugeben.
Ist ja ne Frechheit, dass mich allein der Gedanke heute fuer 5 Stunden beschaeftigt hat. Angst saehen; so wuerde ich das nennen.


 [Mein schwarzer Freitag...Wie beginnt man einen text wenn man sich beschweren moechte, hae?
Ich bin genervt. Es ist Freitag und 5 Tage Arbeit liegen hinter mir, von denen Ich gerade mal nur einen Tag vollstaendig bestritten habe. Warum bin Ich gestresst? Die Inder nerven mich. Ich glaube das ist es grob, sehr grob, zusammengefasst. Also Heute, nach genau 14 Tagen, hab Ich meinen ersten und hoffentlich letzten Indienkoller.
Liegt es daran, dass Ich zuviel erwarte? Ich erwarte seit letzter Woche ein Fahrrad. Ich moechte seit dem letzten Wochenende kiten. Ich erwarte seit Montag, dass sie uns Internet in die Wohnung legen. Ich erwarte eine ordentliche Feier mit Suff und Tanz. Und Ich erwarte, dass mir die Inder die Wahrheit erzaehlen; sei es, dass Ich nach dem Weg frage, nach einem Geschaeft frage, nach einer Bushaltestelle frage, nach dem Preis einer Ware oder einer Dienstleistung frage. Und auch wenn Ich mich nur nach dem Leben der Inder hier erkundige, werde Ich immer wieder in erstaunen versetzt. Es kann ja schlecht sein, dass fast jeder studiert hat und jeder der nicht studiert hat mindestens 19-20 Stunden arbeitet. Was fuer ein Bild soll Ich mir denn hier machen?! Nur weil Ich weiss bin und die weissen Indien 300 Jahre lang ausgebeutet habe muss Ich darunter leiden? Das waren Englaender! Ich spreche zwar English, aber doch nur der Verstaendigung wegen. Und auch wenn Ich mich mit Indern ueber die Gesellschaft, die Kultur und die Religion unterhalte, bekomme Ich immer wieder etwas anderes erzaehlt. Ist Indien denn SO vielfaelltig, dass mir jeder zu Recht was Anderes erzaehlen kann? Moechten mich die Inder anluegen? Irgendwo muss es doch Schnittpunkte in den Erzeahlungen geben. Wenn Ich welche finde, werde Ich berichten.
Ich kann ja gut mit Chaos umgehen. Bin selber nicht ganz unfrei davon. Ich kann mich beherrschen, wenn mir Dinge missfallen und Ich nicht intervenieren soll. Schliesslich war Ich bei der Armee und habe es gelernt mich doof und stumpf zu stellen und meine Gedanken im Kopf zu behalten. Aber dann kam immer das rettende Wochenende und hat vieles wieder gut gemacht. Hier rettet mich kein Wochenende vor den Wirren dieser Welt. Keine Freunde, keine Familie, keine Freundin, keine “heile” normale Welt.
So,
dass wollte Ich nur mal loswerden. Und sowieso: Wer weniger verlangt, faellt weniger auf die Schnauze. ;) ]


1 comment:

  1. Halt die Ohren steiff Hauke :) In einem Jahr erwartet dich die rettende (und langweilige) Heimat, bis dahin: zur Kenntnis nehmen, staunen und drueberstehen :) Das ist es doch, was wir wollten: Rausfinden, was in der Welt so abgeht. Du bist grad voll dabei. Gruesse aus Kolumbien! <3

    ReplyDelete